SPOILER! Kattints ide a szöveg elolvasásához!4. INZUCHT - KREUZUNG
Meist ist der Rustikalmensch Inzuchtprodukt, der Urbanmensch Mischling.
Eltern und Voreltern des Bauern stammen gewöhnlich aus der gleichen, dünnbevölkerten
Gegend; des Adeligen aus derselben dünnen Oberschicht. In beiden Fällen sind die Vorfahren
untereinander blutsverwandt und daher meist physisch, psychisch, geistig einander ähnlich.
Infolgedessen vererben sie ihre gemeinsamen Züge, Willenstendenzen, Leidenschaften,
Vorurteile, Hemmungen in gesteigertem Grade auf ihre Kinder und Nachkommen. Die
Wesenszüge, die sich aus dieser Inzucht ergeben, sind: Treue, Pietät, Familiensinn, Kastengeist,
Beständigkeit, Starrsinn, Energie, Beschränktheit; Macht der Vorurteile, Mangel an Objektivität,
Enge des Horizontes. Hier ist eine Generation nicht Variation der vorhergehenden, sondern
einfach deren Wiederholung: an die Stelle von Entwicklung tritt Erhaltung.
In der Großstadt begegnen sich Völker Rassen, Stände. In der Regel ist der Urbanmensch
Mischling aus verschiedensten sozialen und nationalen Elementen. In ihm heben sich die
entgegengesetzten Charaktereigen- [20]
schaften, Vorurteile, Hemmungen, Willenstendenzen und Weltanschauungen seiner Eltern und
Voreltern auf oder schwächen einander wenigstens ab. Die Folge ist, daß Mischlinge vielfach
Charakterlosigkeit, Hemmungslosigkeit, Willensschwäche, Unbeständigkeit, Pietätlosigkeit und
Treulosigkeit mit Objektivität, Vielseitigkeit, geistiger Regsamkeit, Freiheit von Vorurteilen und
Weite des Horizontes verbinden. Mischlinge unterscheiden sich stets von ihren Eltern und
Voreltern; jede Generation ist eine Variation der vorhergehenden, entweder im Sinne der
Evolution oder der Degeneration.
Der Inzuchtmensch ist Einseelenmensch - der Mischling Mehrseelenmensch. In jedem
Individuum leben seine Ahnen fort als Elemente seiner Seele: gleichen sie einander, so ist sie
einheitlich, einförmig; streben sie auseinander, so ist der Mensch vielfältig, kompliziert,
differenziert.
Die Größe eines Geistes liegt in seiner Extensität, das ist in seiner Fähigkeit, alles zu erfassen und
zu umfassen; die Größe eines Charakters liegt in seiner Intensität, das ist in seiner Fähigkeit,
stark, konzentriert und beständig zu wollen. So sind, in gewissem Sinne, Weisheit und Tatkraft
Widersprüche.
Je ausgesprochener die Fähigkeit und Neigung eines Menschen, die Dinge als Weiser von allen
Seiten zu sehen und sich vorurteilsfrei auf jeden Standpunkt zu stellen - desto schwächer ist meist
sein Willensimpuls, nach einer bestimmten Richtung hin unbedenklich zu handeln: denn jedem
Motiv stellen sich Gegenmotive entgegen, jedem Glauben Skepsis, jeder Tat die Einsicht in ihre
kosmische Redeutungslosigkeit. Tatkräftig kann nur der beschränkte, der einseitige Mensch sein.
Es gibt aber nicht bloß eine unbewußte, [21]
naive: es gibt auch eine bewußte, heroische Beschränktheit. Der heroische beschränkte - und zu
diesem Typus zählen alle wahrhaft großen Tatmenschen - schaltet zeitweise freiwillig alle Seiten
seines Wesens aus, bis auf die eine, die seine Tat bestimmt. Objektiv, kritisch, skeptisch,
überlegen kann er vor oder nach seiner Tat sein: während der Tat ist er subjektiv, gläubig,
einseitig, ungerecht.
Weisheit hemmt Tatkraft – Tatkraft verleugnet Weisheit. Der stärkste Wille ist wirkungslos,
wenn er richtungslos ist; auch ein schwacher Wille löst stärkste Wirkung aus, wenn er einseitig
ist.
Es gibt kein Leben der Tat ohne Unrecht, Irrtum, Schuld: wer sich scheut, dieses Odium zu
tragen, der bleibe im Reiche des Gedankens, der Beschaulichkeit, der Passivität. - Wahrhafte
Menschen sind immer schweigsam: denn jede Behauptung ist, in gewissem Sinne, Lüge;
herzensreine Menschen sind immer inaktiv: denn jede Tat ist, in gewissem Sinne, Unrecht.
Tapferer aber ist es, zu reden, auf die Gefahr hin, zu lügen; zu handeln, auf die Gefahr hin,
Unrecht zu tun.
Inzucht stärkt den Charakter, schwächt den Geist - Kreuzung schwächt den Charakter, stärkt den
Geist. Wo Inzucht und Kreuzung unter glücklichen Auspizien zusammentreffen, zeugen sie den
höchsten Menschentypus der stärksten Charakter mit schärfstem Geist verbindet. Wo unter
unglücklichen Auspizien Inzucht und Mischung sich begegnen, schaffen sie Degenerationstypen
mit schwachem Charakter, stumpfem Geist.
Der Mensch der fernen Zukunft wird Mischling sein. Die heutigen Rassen und Kasten werden der
zunehmen- [22]
den Überwindung von Raum, Zeit und Vorurteil zum Opfer fallen. Die eurasisch-negroide
Zukunftsrasse, äußerlich der altägyptischen ähnlich, wird die Vielfalt der Völker durch eine
Vielfalt der Persönlichkeiten ersetzen. Denn nach den Vererbungsgesetzen wächst mit der
Verschiedenheit der Vorfahren die Verschiedenheit, mit der Einförmigkeit der Vorfahren die
Einförmigkeit der Nachkommen. In Inzuchtfamilien gleicht ein Kind dem anderen: denn alle
repräsentieren den einen gemeinsamen Familientypus. In Mischlingsfamilien unterscheiden sich
die Kinder stärker voneinander: jedes bildet eine neuartige Variation der divergierenden
elterlichen und vorelterlichen Elemente.
Inzucht schafft charakteristische Typen - Kreuzung schafft originelle Persönlichkeiten.
Vorläufer des planetaren Menschen der Zukunft ist im modernen Europa der Russe als slawischtatarisch-finnischer Mischling; weil er, unter allen europäischen Völkern, am wenigsten Rasse
hat, ist er der typische Mehrseelenmenschen mit der weiten, reichen, allumfassenden Seele. Sein
stärkster Antipode ist der insulare Brite, der hochgezüchtete Einseelenmensch, dessen Kraft im
Charakter, im Willen, im Einseitigen, Typischen liegt. Ihm verdankt das moderne Europa den
geschlossensten, vollendetsten Typus: den Gentleman. [23]